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Ein nicht besonders lebenstüchtiger Lyriker wird mit dem Problem illegaler Einwanderung konfrontiert. (DR) Der höchst erfolgreiche Krimiautor Mankell bezeichnet sich selbst als "moralischen Schriftsteller". Dies zeigt sich nicht nur in den Reflexionen seines Kommissars Kurt Wallander, sondern auch in jenen Büchern aus des Meisters Feder, die nicht dem Thriller-Genre zuzurechnen sind ("Der Chronist der Winde", "Die rote Antilope"). Der neueste Roman - er hat illegale Einwanderung zum Thema - weist zudem eine neue, bei Mankell bisher unbekannte Facette auf: Ironie. Ein Lyriker mit dem Namen Jesper Humlin (das satirische Alter ego des Autors?) hat eine Fülle von Problemen am Hals: Mit der Freundin, die endlich ein Kind von ihm will, gibt es nur Streit. Für die 87-jährige Mutter schämt er sich wegen ihrer schrillen Ideen. Der Börsenmakler, dem er seine gesamten Ersparnisse anvertraut hat, hat das Geld falsch angelegt und vermurkst. Und schließlich bedrängt der Verleger den Lyriker mit dem unmöglichen Ansinnen, er müsse als nächstes einen Kriminalroman schreiben. In einer Schreibwerkstatt, die der lebensuntüchtige Literat in einem Boxclub hält, kommt er in Kontakt mit illegalen Einwanderern und damit mit einer bisher von ihm noch nie wahrgenommenen Realität. Am Schicksal von drei Asylantinnen - Tea-Bag aus Zentralafrika, Leyla aus dem Iran und Tanja aus Russland - werden Flucht, Sich-Verstecken, Einsamkeit, aber auch raffinierte Überlebenstricks gezeigt. "Ich gebe diesen Mädchen eine Stimme, ich mache ihre Geschichten zu Literatur", erklärte Mankell in einem Interview. Das ist ihm wahrlich gelungen! *bn* Maria Schmuckermair |